Paderborner Arbeitskreis unterstützt Opfer sexueller Gewalt

Paderborner Arbeitskreis gegen sexuelle Gewalt

Die Anzahl der angezeigten Fälle von Straftaten gegen das sexuelle Selbstbestimmungsrecht von Frauen und die ungleich höhere Dunkelziffer zeigen, dass von sexueller Gewalt betroffene Frauen und Mädchen im Anschluss an die Gewalthandlung häufig nicht in der Lage oder bereit sind, die Tat anzuzeigen.

Ohne Strafanzeige werden Tatspuren im Regelfall nicht gesichert und stehen damit bei einem zukünftigen Strafverfahren nicht als Beweismittel zur Verfügung. Allein die mündliche Aussage der Betroffenen ist mangels weiterer Beweismittel für eine Anklageerhebung oft nicht ausreichend. Vor diesem Hintergrund soll nun das Konzept der anonymen Spurensicherung nach sexueller Gewalt in Paderborn etabliert werden, das Betroffenen im Bedarfsfall schnelle Hilfe und Unterstützung ermöglichen soll.

Der Paderborner Arbeitskreis „Anonyme Spurensicherung“ möchte Frauen und Mädchen dabei unterstützen, auch Jahre nach der Tat noch eine Anzeige erstatten zu können. Um den Betroffenen die bestmögliche Hilfe anbieten zu können, haben sich die Frauen-und Kinderklinik St. Louise, die Gynäkologische Praxis Dr. Tavakoli, die Frauenberatungsstellen Lilith e.V. und BELLADONNA – Sozialdienst katholischer Frauen e.V., der WEISSE RING e.V., die Kreispolizeibehörde, der Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Paderborn und die Gleichstellungsstelle der Stadt Paderborn zusammengeschlossen, um ein gemeinsames Vorgehen abzustimmen.

Wenn eine Frau sexuelle Gewalt, z.B. eine Vergewaltigung oder eine andere sexuelle Handlung gegen ihren Willen erleben musste, kann sie ab sofort zu jeder Zeit die Frauen- und Kinderklinik St. Louise, Husener Str. 81, aufsuchen und dort in der Gynäkologischen Ambulanz die Spuren der Tat kostenlos und vor allem anonym sichern lassen. Die Spuren werden unter einer Chiffrenummer im Rechtsmedizinischen Institut in Münster für mehrere Jahre gelagert. Entschließt sich die Betroffene zu einem späteren Zeitpunkt zur Anzeige, kann sie dann auf die Spuren zugreifen. Wichtig ist dabei, dass die Spuren möglichst zeitnah nach der Tat gesichert werden, damit die Spuren nicht zerstört werden. Den betroffenen Frauen wird deshalb auch angeraten, nach der Tat nicht zu duschen oder die Kleidung zu wechseln.

Die Frauenklinik arbeitet eng mit den Paderborner Beratungsstellen Lilith, BELLADONNA und dem WEISSEN RING e.V. zusammen und weist die von sexueller Gewalt betroffenen Frauen auf deren unterstützenden Angebote hin. Die Beratungsstellen begleiten bei Bedarf bis zum Prozess und darüber hinaus.

Alle Beteiligten des Arbeitskreises sind sich einig: Die Täter sexueller Gewalt sollen nicht davonkommen! Der Arbeitskreis erhofft sich vom ASS-Konzept, dass mehr Gewalttaten als bisher aufgeklärt werden können. Im Jahr 2015 wurden im Kreis Paderborn 124 Anzeigen wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung und anderer Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gestellt, wobei die Dunkelziffer ungleich höher ist.

Flyer, Infokarten und Plakate erhalten Sie bei allen Beteiligten. Nähere Informationen gibt es bei der Gleichstellungsstelle der Stadt Paderborn unter gleichstellung@paderborn.de oder 05251/88-1950. Das Projekt ASS wird gefördert vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen.

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