SPIEGEL: Paderborner Erzbistum ist blind vor Geld!

Kritik am Vermögen des Erzbistum Paderborn

Die Veröffentlichung der Bilanz des Erzbistums Paderborn löste deutschlandweit ein großes Medien-Echo aus. Auf SPIEGEL Online ist nun ein offizieller Kommentar des Journalisten Peter Wensierski zu lesen, der das Erzbistum Paderborn scharf kritisiert: Unter dem Titel „Superreiches Bistum Paderborn: Blind vor Geld“ wirft er dem Bistum vor, von einer „armen Kirche“, wie sie sich Papst Franziskus vorstellt, weit entfernt zu sein. Stattdessen verstelle das viele Geld den Kirchenoberen den Blick für notwendige Reformen. Es sei nicht Aufgabe der Kirche, „enormen Reichtum zu besitzen und zu mehren“: „Das Vermögen des Erzbistums Paderborn lässt sich nicht rechtfertigen.“

SPIEGEL: Erzbistum Paderborn lügt!

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Außerdem wirft SPIEGEL-Journalist Wensierski Generalvikar Alfons Hardt vor, in seiner Stellungnahme bewusst gelogen und die Ausgaben des Bistums beschönigt zu haben:

Die katholische Kirche ist nicht arm, sondern reich, einige Bistümer sogar superreich. […] Der Hinweis, den das Bistum Paderborn am Dienstag beinahe wie eine Entschuldigung brachte, dass man schließlich mit dem vielen Geld viele Altersheime, Kindergärten und andere Einrichtungen betreibe, ist nicht einmal halbwahr. Denn diese Einrichtungen werden zumeist – wie bei allen anderen Trägern – hauptsächlich vom Staat oder den Krankenkassen finanziert.
Peter Wensierski (Spiegel Online)

Besonders die damalige Schließung des katholischen Krankenhauses St. Marien — angeblich aus wirtschaftlichen Gründen — sei in Anbetracht dieses Vermögens kaum nachvollziehbar und stelle die Aussagen des Bistums in Zweifel.

Kritik: Vermögen ist ein Widerspruch!

Auch andere Medien berichten kritisch über die unerwarteten Geldmengen des Paderborner Erzbistums: Die WAZ glaubt nicht daran, dass das Bistum auch nur einen Teil seiner milliardenschweren Geldanlagen auflösen und sie den Bedürftigen zur Verfügung stellen würde. Deshalb sieht auch sie einen klaren Widerspruch zu der vom Papst propagierten „armen Kirche“:

Allerdings müssen sich die Bischöfe von Paderborn und Köln die Frage gefallen lassen, wie armselig eigentlich eine Kirche aussieht, die auf Milliardenwerten sitzt, während das eigene Oberhaupt, Papst Franziskus, die Vergötterung des Geldes geißelt.
WAZ

Der WDR berichtet ebenfalls kritisch über das große Kapital des Erzbistums Paderborn. Schon im April hatte die ARD-Sendung Monitor die Geheimhaltung des Vermögens des Erzbischöfliches Stuhls in Paderborn angeprangert. In einem Kommentar stellt der WDR nun auch bezüglich der jüngst veröffentlichten Bilanz fest:

Überraschend ist nicht, dass Paderborn reicher [als Köln, Anm. Red.] ist. Überraschend ist, dass schon das Erzbistum allein reicher ist als in Köln Erzbistum und der so genannte Bischöfliche Stuhl zusammen.
WDR

Westfalenpost: Kirchenkritiker haben Unrecht!

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Kultur-Redakteur Andreas Thiemann verteidigt hingegen in der Westfalenpost das Erzbistum. Er sieht keinen Widerspruch zwischen dem Vermögen der Diözese und den Vorstellungen des Papstes:

Predigt der Pontifex im fernen Vatikan also frommes Wasser, während die Priester vor Ort fröhlich Wein trinken? Nein, so ist es wohl nicht, auch wenn sich manch forscher Kirchenkritiker natürlich gern mit mehr oder weniger gehässigen Bemerkungen an der vermeintlich unverschämt reichen Kirche lautstark abarbeitet.
Andreas Thiemann (Westfalenpost)

Die täglichen Ausgaben von einer Millionen Euro für das Gemeinwohl rücken seiner Meinung nach das riesige Vermögen des Bistums wieder ins rechte Licht: „Eine gewaltige Summe, die ohne sorgfältige Planungen, Rücklagen, Investitionen und andere Finanzmaßnahmen nicht gestemmt werden könnte.“ Den einzigen Vorwurf, den man dem Bistum machen könne, sei die zögerliche Veröffentlichung der Bilanzen, durch die man „den wildesten Spekulationen Tür und Tor“ öffne.

Bildnachweis: Zefram | Creative Commons

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