Ein Haus mit Hakenkreuzen in Paderborn?

Haus mit Hakenkreuze in Paderborn

Als wir bei einem gemütlichen Spaziergang an einem Haus in der Kilianstraße vorbei kommen, können wir unseren Augen nicht trauen: Sind das Hakenkreuze? Der ganze Hauseingang ist voll mit diesen Symbolen! Das Haus steht zwar unter Denkmalschutz, aber die Darstellung von Hakenkreuze ist doch seit 1945 streng verboten. Also warum werden die Symbole nicht entfernt?

Das Hakenkreuz-Symbol mit langer Geschichte

Deutschland, 1935: Das Hakenkreuz steht zwei Jahre nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler im Mittelpunkt der Flagge des Deutschen Reiches. Zu diesem Zeitpunkt ist das Hakenkreuz bereits 15 Jahre lang Kennzeichen der NSDAP. Doch das war nicht immer so: Das Hakenkreuz — oder unpolitisch die Swastika — ist ein uraltes Symbol. Seit Jahrhunderten findet die Swastika mit unterschiedlichen Bedeutungen in vielen Kulturen weltweit Gebrauch. Der älteste Fund lässt sich auf ungefähr 10.000 Jahre vor Christus zurück bestimmen. Noch im 19. Jahrhundert bezeichnete man im deutschsprachigen Raum die Swastika meist als Sonnenrad, das für Leben steht.

Das Hakenkreuz-Haus in Paderborn ist kein Einzelfall

Ab 1900 wird die Swastika weltweit als Glückszeichen verwendet, weswegen sie auch bei Architekten als Verzierung sehr beliebt ist. Heute noch verziert die Swastika viele architektonische Bauten, unter anderem die University of Chicago und das Brooklyn Museum. Vor der Nazi-Zeit machten viele Firmen das Glückssymbol sogar zu ihrem Markenzeichen. Noch 1925 brachte die Coca-Cola-Firma einen Schlüsselanhänger mit Hakenkreuz raus. Und so sind auch die Symbole im Eingang des Hauses in der Kilianstraße zu erklären: Gebaut wurde das Haus nämlich um 1900 – also Jahre bevor die Nazis die positive Bedeutung der Swastika für ihre Ideologie missbrauchten. In der Kilianstraße handelt es sich bei den Swastiken daher um Sonnenräder und nicht um Nazi-Hakenkreuze. Das wird auch daran kenntlich, dass die Kreuze nicht wie auf der Reichsflagge auf der Spitze stehen. Dies bestätigte uns auch Thomas Günther vom Stadtplanungsamt Paderborn auf Anfrage:

Vor Jahren kam das Thema schon einmal auf, als Grundschüler die Hakenkreuze auf den Boden entdeckten. Deswegen betrieben wir Nachforschungen über das Haus und stellten fest, dass es bei den auf den Bodenfliesen verwendeten Symbolen um historische Swastika beziehungsweise Runen-Zeichen handelt und dass die Fliesen zur Bauzeit des Hauses, also vor der Nazi-Zeit, verlegt wurden.
Thomas Günther (Stadtplanungsamt Paderborn)

Die zwei Seiten des Hakenkreuzes

Swastika Verpackung
Bildquelle: Consumerist Dot Com | Creative Common License

Die Bezeichnung Hakenkreuz geht auf die Völkerkunde Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Rassen-ideologische Historiker in Deutschland nannten das Sonnenrad „Hakenkreuz“ und führten seinen angeblich prähistorischen Ursprung auf eine arische Rasse zurück. Die Bezeichnung „Hakenkreuz“ ging dann später in die Sprache des Nationalsozialismus über. Seit 1945 ist die politische Verwendung hakenkreuzförmiger Symbole in Deutschland verboten. Doch heute noch ist die Swastika ein alltägliches Symbol. Vor allem in buddhistisch geprägten asiatischen Staaten ist die Swastika ein Teil der Kultur. Im Buddhismus steht sie für Festigkeit, Ausdauer und Beständigkeit. Sie markiert in Japan Buddha-Statuen auf Karten, ist in China ein Schriftzeichen für Unendlichkeit und zeigt auf Verpackungen in Thailand oder Kambodscha die strenge vegetarische Herstellung des Produktes.

Was meint ihr? Reicht das Wissen, dass​ diese Sonnenräder im Paderborner Hauseingang nichts mit den Nazis zu tun haben oder sollte alles, was in Deutschland an ein Hakenkreuz erinnert, getilgt werden?

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