Diesen Film wollte Nordkorea verhindern: The Interview

The Interview Kino Paderborn

Was hat es im Vorfeld der Premiere nicht für Skandale um diesen Film gegeben: Hacker-Angriffe, Terror-Warnungen und Drohungen aus Nordkorea. Und das alles wegen 112 Minuten Bildmaterial? The Interview von den Regisseuren Evan Goldberg und Seth Rogen läuft nun endlich in den Kinos von Paderborn — und das ist alles andere als selbstverständlich.

Der Skandal: Hacker-Angriff und Terror-Drohung

Am 25.12. sollte der Film eigentlich seine Premiere in den US-Kinos feiern, doch dazu sollte es nicht kommen. Die rund 45 Millionen Dollar-Produktion von Sony hatte bei den ersten Sichtungen im Vorfeld derart für Wirbel gesorgt, dass man meinen könnte, es handle sich dabei um eine Kriegserklärung. Und genauso hatte es die Regierung von Nordkorea auch aufgefasst: Einen solchen Film zu drehen sei nicht nur eine „Kriegshandlung“, sondern auch eine „unverholene Unterstützung von Terrorismus“, ließ Pjönjang verlauten. Infolgedessen wurde ein Hacker-Angriff auf die Computersysteme von Sony gestartet, für den das FBI die nordkoreanische Regierung verantwortlich macht. Der IT-Betrieb von Sony wurde zeitweise blockiert und interne E-Mail veröffentlicht, die peinliche Inhalte und unveröffentlichte Drehbücher enthielten. Als wäre das noch nicht genug, kam es in Folge der Auseinandersetzung zu Terrordrohungen gegen Kinos, die diesen Film zeigen. Sony sah sich schließlich gezwungen, die Premiere abzublasen. Ob oder wann der Film veröffentlicht würde, war lange unklar, bis sich sogar US-Präsident Barack Obama einschaltete und die Nicht-Veröffentlichung einen Fehler nannte. Sony ruderte daraufhin im Eiltempo zurück und erklärte, man habe nur den Kino-Start abgesagt, der Film solle aber anderweitig veröffentlicht werden. Nachdem vielfach darüber spekuliert wurde, ob der Film vielleicht nur im Internet oder auf DVD zu sehen sein würde, gab Sony nun doch noch die Premiere in einigen ausgewählten US-Kinos (300 statt wie geplant 3000) bekannt. Nun ist der Film auch endlich in den deutschen Kinos angelaufen, die sich von den Terrordrohungen nicht einschüchtern ließen. Die Paderborner Kinos UCI Kinowelt und Cineplex gehören auch dazu.

The Interview: Zwei TV-Leute und ein Diktator

Doch warum all dieser Wind? Ausgangspunkt der Komödie The Interview sind zwei Arbeitskollegen und Freunde: Der eine ist Moderator (Dave Skylark gespielt von James Franco) und der andere ist Produzenten (Aaron Rapoport gespielt von Seth Rogen) der erfolgreichen US-Fernsehtalkshow Skylark Tonight, in der regelmäßig verschiedene Stars interviewt werden. So outet sich etwa Eminem vor laufender Kamera homosexuell zu sein. Während der extrovertierte, modebewusste und einfältige Dave recht zufrieden mit seinem Job ist, kommt Aaron ins Grübeln, nachdem ihm ein Bekannter aus dem TV-Geschäft vorwirft, eigentlich nur belanglosen Müll zu produzieren. Als die beiden eine unverhoffte Interview-Zusage von Nordkoreas Diktator Kim Jong-un bekommen, der sich als großer Skylark-Fan zu erkennen gibt, wittern die beiden ihre große Chance. Die CIA allerdings auch: Sie beauftragt die Fernsehleute mit einem Mordanschlag auf den Diktator während ihres Aufenthalts. Und mehr wird an dieser Stelle noch nicht verraten.

Was macht den Film so skandalös?

Filme, in denen Diktatoren parodiert oder sogar Mordanschläge auf sie verübt werden, gibt es nun nicht erst seit The Interview. Man denke nur an Meilensteine der Filmgeschichte wie Der große Diktator (1940) von und mit Charlie Chaplin oder Sein oder Nichtsein (1942) von Ernst Lubitsch. Mit diesen Klassikern hat The Interview allerdings nichts gemeinsam. Der Skandal-Film ist eigentlich eine alberne und wenig tiefsinnige Slapstick-Komödie, die vermutlich niemanden aus dem Sessel gehauen hätte, wenn es nicht im Vorfeld all die Aufregung gegeben hätte. Ja, Kim Jong-un wird in vielen Punkten vorgeführt und lächerlich gemacht und ja, der Schauspieler Randall Park sieht dem Diktator dabei zum Verwechseln ähnlich. Letzteres ist auch der einzige Punkt, warum sich die Komödie von ähnlichen Filmen wie Der Diktator (2012) von Sacha Baron Cohen abhebt. Aber muss man einen Film tatsächlich so ernst nehmen, der mit Penis-Dialogen à la „Unsere Schwänze sind schlau, die hassen uns wie Sau!“ oder Wortwitzen, die in der deutschen Synchronisation ähnlich schlecht funktionieren, wie zum Beispiel: „Es wäre schön, wenn Sie Kim Jong-un bei dem Interview ums Eck bringen könnten.“ — „Wie meinen Sie das? Sollen wir ihn in eine Eckkneipe bringen?“

„Ich habe ein Popo-Loch und es muss ständig Überstunden machen!“

Natürlich gibt es Szenen, die skandalös und kränkend aus Sicht der nordkoreanischen Regierung wirken können. So zum Beispiel wenn Kim Jon-un als heimlicher Liebhaber der amerikanischen Kultur dargestellt wird, Dave ihn beim Basketballspiel eine „kleine koreanische Bitch“ nennt oder Jon-Un freimütig zugibt: „Ich habe ein Popo-Loch und es muss ständig Überstunden machen!“ Voraussetzung dafür ist aber immer, dass man diesen Pipi-Kaka-Humor überhaupt ernst nimmt. Und das ist dann wohl der eigentliche Skandal.

Fazit: Alberner Slapstick! Warum trotzdem anschauen?

Alles in allem ist The Interview eine alberne Slapstick-Komödie mit viel Fäkal-Humor. Warum ihr euch den Film trotzdem anschauen solltet? Na einfach deshalb, weil er die nordkoreanische Regierung dann offenbar doch so sehr ins Mark getroffen hat, dass sie seine Veröffentlichung hat verhindern wollen. Man kann lange über die Grenzen des guten Geschmacks streiten — und die werden hier mit Sicherheit einige Mal unterschritten –, aber wer schon immer wissen wollte, wie eine Kriegserklärung für einen nordkoreanischen Diktator aussieht, der kommt um diesen Film wohl nicht herum.

[sc:kino]