Archäologische Untersuchungen mit Magnetstrahlen an der Barkhauser Straße

Archäologische Untersuchungen in Paderborn

Was nach grenzenlosem Freizeitvergnügen aussieht, ist harte Arbeit. Mit dem Quad sind jetzt die Profis vom Wiener Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie über die Felder und Äcker an der Barkhauser Straße in Paderborn geflitzt. Dabei stand in Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) weniger das pure Fahrvergnügen als vielmehr Planungssicherheit für das hier angedachte Gewerbegebiet im Mittelpunkt.

Denn bereits in der Vergangenheit sind in unmittelbarer Nähe archäologische Relikte im Boden aufgetaucht. Die ersten Hinweise stammen aus den 1970er-Jahren. Damals entdeckten die Archäologen Artefakte, die aus einer Zeitspanne von der vorrömischen Eisenzeit bis hinein ins Mittelalter von einer Besiedlung des Areals zeugten. Eine weitere Fläche, auf der von 1998 bis 2003 der Siedlungsplatz „Saatental“ dokumentiert werden konnte, ist ebenfalls nicht weit entfernt. Diese Fundstelle sorgte für eines der ergiebigsten und umfangreichsten archäologischen Projekte in Ostwestfalen. Zuletzt konnte die Stadtarchäologie Paderborn auf einem für die Entstehung einer neuen Grünfläche vorgesehenen Areal mit einer Größe von 7,4 Hektar an der Barkhauser Straße vielfältige Siedlungszeugnisse festhalten. Öfen, Gruben, Pfostenspuren und Keramik fanden sich hier im Boden. Deshalb wollen die Archäologen nun sichergehen, wie groß die Ausdehnung dieser Siedlung ist, die direkt neben den für das neue Gewerbegebiet vorgesehenen Flächen liegt.

Antworten darauf kann das Quad mit seiner komplizierten Technik geben. Denn was äußerlich wie ein Freizeitflitzer aussieht, hat es wortwörtlich in sich. Im Anhänger sind acht Sensoren für Magnetometrie verarbeitet, die auf vier Rädern über das Gelände gezogen werden und dabei Signale in den Boden senden. Gemessen werden mit dieser Methode all jene Veränderungen im Erdmagnetfeld, die durch archäologische Strukturen wie Mauern, Gruben oder Gräben im Boden verursacht werden. Die Signale erfasst ein am Lenker installierter Computer und kann sie mit wenigen Knopfdrücken in digitale Bilder verwandeln.

„Mit den Ergebnissen werden wir der Stadt Paderborn als Investor schnellere und größere Planungssicherheit bei der Erschließung des Bauvorhabens ermöglichen können“, ist Dr. Martin Kroker, Leiter des Museums in der Kaiserpfalz und der hier beheimateten Stadtarchäologie, beeindruckt von der sehr schnellen Prospektions-Methode. Mit den bislang gängigen Methoden hätte es deutlich länger gedauert, die 80 Hektar umfassenden Flächen mit geophysikalischen Methoden zu analysieren. Auf diese Weise haben Jakob Kainz und sein Team die riesigen Flächen bereits nach einem Tag mit dem Quad bewältigt.

Welche Rückschlüsse die Ergebnisse bieten, wird sich nach einer detaillierten Bearbeitung der digitalen Ergebnisse zeigen. Die Quads und die damit verbundene Technik der physikalischen Prospektion sind im Rahmen einer Projekt-Kooperation aktuell für die LWL-Archäologie für Westfalen an mehreren Verdachtsstellen in allen Regionen unterwegs, wo vermutete Bodendenkmäler im Boden schlummern. Sie können mittels Georadar und Magnetometrie den Boden im wahrsten Sinne durchleuchten und dort jene Spuren der Vergangenheit sichtbar machen, die dem bloßen Auge verborgen bleiben. „Der große Vorteil ist, dass wir zerstörungsfrei arbeiten können und wichtige Erkenntnisse gewinnen, ohne die Bodendenkmäler in der schützenden Erde zu stören“, erläutert Jakob Kainz. Denn Ausgrabungen sind immer nur die letzte Möglichkeit, um archäologische Zeugnisse aus dem Boden zu retten.

Bildnachweis: Stadt Paderborn

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